Heute am 8. Tag der COP17 hat das Highlevel Segment begonnen Wie schon bei facebook beschrieben: Es ist voll geworden auf der Weltklimakonferenz. Die Woche des Highlevel Segments hat begonnen und noch mehr Delegierte sind angereist – jetzt geht es um die sprichwörtliche Wurst! Lars hat heute für die Delegation die Entwurfsdokumente des SBI (65 Seiten), SBSTA (79 Seiten) und LCA (144 Seiten) aufbereitet und sie wesentlichen Punkte vorgestellt, die am Ende der letzten Woche das Ergebnis der Verhandlungen in den verschiedenen Gremien zusammen fassen.
Das dickste Dokument war der Bericht der Ad-hoc-Working-Group on Longterm-Committment-Agreement (LCA). Das Gute ist: zwei unserer drei Ziele (intergenerationelle Gerechtigkeit, ein rechtlich verbindliches und global faires Abkommen) sind in dem Dokument an prominenter Stelle vertreten. Das Schlechte: dieser Entwurf wird in den nächsten Tagen noch massiv reduziert (von jetzt etwa 144 Seiten auf vermutlich 30). Zudem sind viele Entscheidungen noch nicht getroffen, sondern es werden noch verschiedenen Alternativen angeboten über die noch abgestimmt werden muss. So liest sich beispielsweise der 12. Absatz auf Seite 8 folgend:
12. Parties [should collectively reduce][share the goal of achieving a reduction of] global greenhouse gas emissions by [at least ][50][85] per cent [from 1990 levels] by 2050 (to be updated based on the 2013.2015 review of the global goal);
Daran kann man sehen, dass noch nicht entscheiden worden ist, ob es sich um ein hartes (“should”) oder ein weiches (“share the goal”) Dokument handelt wird, sowie ob es mindestens 50 % oder 85 % sein werden und zu welchem Referenzwert.
Im Bericht des Subsidiary Body on Implementation (SBI) werden die Themen „Wasser“ und „Capacity Building“ ausführlich und im Sinne unserer aktiven YOUNGO-AG-Mitglieder aufgeführt. Die wichtigste Frage in diesem Gremium ist allerdings immer noch: Was wird aus dem Kyoto-Protokoll? Offiziell sagen die meisten Delegationen, dass sie sich natürlich für eine 2. Periode des Kyoto-Protokoll einsetzen. Eine Vielzahl an Äußerungen lässt aber darauf schließen, dass sie mit einem großen „ABER“ argumentieren. Russland wurde beispielsweise heute für den „Fossil of the Day“-Award nominiert, weil sie – obgleich sie einer 2. Verpflichtungsperiode nicht zustimmen wollen – ihre Verschmutzungsrechte aus der ersten in eine zweite Periode herüber retten wollen. Kanada hat ohnehin schon vorher in mehreren Verlautbarungen deutlich gemacht, dass sie eigentlich kein 2. Kyotoprotokoll möchten. Die EU hat sich heute in einer Pressekonferenz stark positioniert – aber: die Frage, inwieweit sich China einem völkerrechtlich verbindlichen Abkommen anschließt, müsse noch eingehend untersucht werden.
Klimafinanzierung
Unter dem Mandat der Forderung für ein “globally fair” Abschlussdokument unterstützt Lars seit heute auch die Finanzarbeitsgruppe von YOUNGOs. Dabei scheint die Hauptforderung der Einrichtung eines Green Climate Funds (GCF) bereits in greifbarer Nähe, da sich viele Staaten bereits dieses Model zu Eigen gemacht haben. Fraglich ist die genaue Ausgestaltung und Verwaltung und natürlich wie wir den Funds mit Geldmitteln auffüllen wollen. Angedacht sind dabei Maßnahmen, wie den Schiff- und Flugverkehr mit den Emissionshandel einzubeziehen und die Einführung einer Micro-Finanztransaktionssteuer (FTT), die jede Transaktion mit einer Steuer von 0,01 bis 0,05% belegt. Dadurch könnten Milliarden eingenommen werden und auch Finanzkrisen schneller eingedämmt werden. Für die Einsatz für die FTT werden die Staaten mit dem Robin Hood Preis ausgezeichnet. Heute wurde Bangladesh für seinen Einsatz für die FTT geehrt.
Eco Training Camp
Während die „Innendelegation“ sich durch Dokumente frisst, arbeiten vier Leute als „Außendelegation“ im Eco Training Camp täglich mit etwa 70 Kindern. Dieses findet vormittags auf dem Gelände des „Provincial Head Quarter“, etwa ähnlich unseren Diözesanbüros statt. Dani, Mitglied der Jahresaktionsgruppe 2011 und nun weltwärts-Freiwillige in Mpumalanga, leitet täglich einen Workshop über unsere gemeinsame Jahresaktion „Our World – Our Challenge“ und Pfadfinden in Deutschland. Sie spielt typische Gruppenstundenspiele („Komm mit – Lauf weg“, Knotenmutter usw) und beantwortet dann zum Schluss unzählige Fragen, wie „Wie könnt ihr Gruppenstunde machen, ohne vorher das Banner zu hissen?“ Da Gruppenstunden hier in Südafrika ganz anders ablaufen (vgl. mittendrin 3/2011), gibt es hier viel Stoff für interkulturellen Austausch.
Nachmittags geht es an den Strand. Aber natürlich nicht zum Schwimmen! Dort stellen ganz viele NGOs ihre Projekte aus. Greenpeace hat ein großes solarbetriebenes Zelt, in dem Filme gezeigt werden und BesucherInnen sich über erneuerbare Energien informieren können. Aber dort gibt es auch Kulturprogramm und Sportangebote. Die WorkshopleiterInnen entscheiden jeden Tag recht spontan, was sie mit den Kindern machen.
Die Kinder sind jeweils PfadifnderInnen, deren Stamm an eine Schulde angegliedert ist. Sie kommen aus benachteiligten Gebieten in der Durbanregion.
Morgen wir die heute begonnene Aktion „Find the German Delegation“ weitergeführt. Wir werden es noch schaffen wirklich Kontakt mit unseren VerhandlerInnenn aufzunehmen.
So, ein langer Tag geht zu Ende – gute Nacht für heute!